Jahrhundertelang war Berlin eine vom Christen- und Judentum geprägte Stadt – mit eindeutiger Vorherrschaft der evangelischen Kirche. Bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, lebten rund drei Millionen Protestanten und eine Minderheit von 400.000 Katholiken und 160.000 Juden in Berlin. Atheisten und andere Religionsangehörige waren eine verschwindende Minderheit. Achtzig Jahre später, nach Zweitem Weltkrieg, Holocaust, Stadtteilung, Kaltem Krieg, Mauerbau, Mauerfall und Wiedervereinigung, ist Berlin zu einer vorwiegend säkularen Stadt geworden (nur noch 40 % der Bewohner ist Mitglied einer Glaubensgemeinschaft), gleichzeitig aber auch der Ort mit der größten religiösen Vielfalt in Europa. In der deutschen Hauptstadt sind heute mehr als 260 Glaubensgemeinden aktiv (andere statistische Erhebungen gehen von mehr als 360 aus); nahezu alle grossen Weltreligionen sind vor Ort.
Bedingt durch die unterschiedliche Entwicklung während der deutschen Teilung, bestehen im Glaubensbekenntnis starke Ost-West-Unterschiede, vor allem bei der evangelischen Kirche, die seit der Reformation in Berlin dominiert. So sind bis heute in zahlreichen Ortsteilen im Westteil über 40 Prozent der deutschen Einwohner evangelisch oder katholisch, während es in den in der DDR entstandenen Neubaugebieten teils unter 10 Prozent sind. Obwohl im steten Rückgang seit den fünfziger Jahren, ist die evangelische Kirche mit 641.000 eingeschriebenen Mitgliedern die größte Glaubensgemeinde der Stadt.
Die katholische Kirche hat 327.000 Mitglieder, Tendenz steigend durch die Zuwanderung aus den katholischen Polen, Rheinland und Kroatien. 12.000 Berliner gehören der jüdischen Gemeinde an, auch hier gibt es einen konstanten Zuwachs.
Die genaue Zahl der Muslime kann hingegen nur geschätzt werden -statistische Daten zur Religionszugehörigkeit in Deutschland gibt es nur über jüdische, evangelische und katholische Kirchensteuerzahler, im Islam wird die Mitgliedschaft nicht zentral erfasst. Muslime sind, darüber hinaus, alles andere als eine homogene Gruppe. Der Sammelbegriff enthält verschiedene Glaubensrichtungen (Sunniten, Schiiten, Aleviten u.a.). Verallgemeinernd kommt das Statistische Landesamt Berlin 2013 auf 249.000 Muslime.
In der Statistik werden ausserdem 15,000 Gemeindemitglieder der russisch-orthodoxe Kirche aufgelistet, 7,000 Humanisten, dazu zahlreiche Mitglieder anderer Glaubensgemein- schaften, vorwiegend christlicher Prägung, aber auch Buddhisten, Bahais, Sikhs, Hindus und andere Gläubige und Praktizierende aus dem ausser- europäischen Kulturkreis.
Bei den Angaben zu der Religionszugehörigkeit ist zu bedenken, dass die Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft für die einzelnen Menschen eine sehr unterschiedliche Bedeutung haben kann. Im Extremfall ist für die einen die Zugehörigkeit lebensbestimmend, andere sind Mitglieder einer Religionsgemeinschaft ohne überhaupt an einen Gott oder eine spirituelle Kraft zu glauben.
2011 zählte die Stadt 378 evangelische oder katholische Kirchen, Kapellen und Versammlungsräume, 129 Moscheen und Begegnungsstätten, 8 Synagogen und Betsäle. Andere Religionsgemeinschaften trafen sich in insgesamt 391 Räumen.
Links:
Stadt der Vielfalt – Das Entstehen des neuen Berlin durch Migration, Sanem Kleff, Eberhard Seidel, Der Beauftragte des Senats von Berlin für Migration und Integration, Berlin 2009
Das Statistische Jahrbuch Berlin Brandenburg 2013
Bundeszentrale für politische Bildung – Die Soziale Situation in Deutschland, Religionszugehörigkeit
Religion in Berlin – Ein Handbuch, Überblick über das religiöse Leben in Berlin, Nils Grübel & Stefan Rademacher (Hrsg.), Weißensee Verlag, Berlin 2003
Wikipedia – Religionen und Weltanschauungen in Berlin