A Multisensory Concert – 30. Januar 2017, 20 Uhr. DOHA. Mit Gareth Lubbe (Viola, Obertongesang), Hayden Chisholm (Saxophon, Obertongesang) und Claudio Bohórquez (Cello, Obertongesang), Fabio Dondero und Dominik Breider (incense burning): Palo santo und White sage – Palais im Roten Salon in der Volksbuehne, Berlin – LINK VOLKSBUEHNE
Die grenzüberschreitende Konzertreihe „Incense of Music“ versucht das Experiment, eine synästhetische Konzertform zu etablieren: Ausgesuchte kulturgeschichtlich bedeutsame Pflanzen werden simultan zur Musik verräuchert. Durch Hinwendung der sinnlichen Aufmerksamkeit auf eine Darbietung über-das-Hören-hinaus verändert sich auch das Hören selbst. Riechen und Hören lagern und justieren von sich aus den konkreten rezeptionsästhetischen Ort ins mediale Zentrum der Szenerie, den Menschen. Sie sind die beiden offensten und transkulturellsten Sinne, die wir besitzen.
Auf unserer Weltreise der Imagination verwenden wir ausgesuchte Pflanzen, Räucher-Ingredienzien, die von jeher besonders geeignet schienen, die konsensuelle Phantasie zu beflügeln. Sie wurden einst in kultisch gebundenen Zeremonien benutzt oder in Ritualisierungen, die den Alltag gestalteten – zur Klärung von Geist, Körper und Wohnstätte oder als Mittel zur Inspiration.
Doha (traditionelle buddhistische Opfergabe) ist ein gemeinsames project-in-progress des Cellisten Claudio Bohórquez, des Saxophonisten Hayden Chisholm und des Bratschisten Gareth Lubbe, das während der Studienzeit der Beteiligten in Köln seinen Anfang nahm und in den nuller Jahren an halbkonzertanten Improvisationsabenden in Berlin fortgeführt wurde. 2005 nahmen sie auf einer Reise zur Großen Stupa von Dharmakaya im Shambala Mountain Center in den Rocky Mountains das gleichnamige Album auf. Doha konzertierte erfolgreich in den USA und Europa. Die Reunion der Beteiligten lässt auf ein baldiges Release von Doha II hoffen.
Der in Deutschland geborene Cellist peruanisch-uruguayischer Abstammung Claudio Bohórquez zählt zu den gefragtesten Musikern seines Instrumentes. Im Jahr 2000 erreichte er weltweite Aufmerksamkeit mit dem Gewinn des Internationalen Pablo-Casals-Wettbewerb der Kronberg Academy und des Internationalen Musikwettbewerbs in Genf. Seine Karriere als Solist führte ihn seither auf die renommiertesten Konzertpodien des klassischen Kulturbetriebs. Darüber hinaus ist Claudio seit 2003 Professor für Cello; zunächst tätig an der Musikhochschule Stuttgart und seit 2016 an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin. Über die Zusammenarbeit mit Dirigenten und Orchestern an den großen Häusern hinaus versteht Claudio Bohórquez die Auseinandersetzung mit dem Repertoire der abendländischen Musik-Hochkultur immer auch vor dem universalen phänomenologischen Hintergrund des schlichten menschlichen Grundbedürfnisses nach Musik. Diese Offenheit gegenüber den musikalischen Ausdrucksformen des Folk und des Jazz wurde auch für sein eigenes Spiel stilprägend. Claudio spielt ein Violoncello von G. B. Rogeri.
Hayden Chisholm wuchs in New Plymouth in Neuseeland auf. Seine vielfältigen multi-instrumentalistischen und kompositorischen Studien sowie seine Reiselust führten ihn schon früh an Hochschulen in der Schweiz, Griechenland, Indien, Jugoslawien, Japan und schließlich als Saxophonist zu Frank Gratkowski an die Musikhochschule in Köln, wo er sein Saxophon-Studium abschloss. Unter anderem wurde er hier in den 90er Jahren durch seine enge Verbindung mit Nils Wograms Root 70 zu einer Lokalgröße von überregionaler Strahlkraft. Ab 1995 unternahm er Konzerttourneen durch Indien, Europa, Afrika und Lateinamerika, unter anderem mit dem Pianisten John Taylor. Seit 2002 arbeitet Chisholm mit der Aktionskünstlerin Rebecca Horn zusammen und machte die Musik zum Dokumentarfilm Moon Mirror Journey. Außerdem wirkt er mit als Saxophonist, Klarinettist und Keyboarder an Alben und Konzerten von Sebastian Gramss’ Underkarl, Antonis Anissegos, David Sylvian, Burnt Friedman, Jaki Liebezeit, Lula Pena (u.a.). Chisholm ist als Protagonist im Dokumentarfilm Sound of Heimat – Deutschland singt (2012) von Arne Birkenstock und Jan Tengeler zu sehen. 2013 wurde ihm aufgrund seiner „einzigartigen Klangästhetik“ der SWR-Jazzpreis verliehen. 2015 und 2016 veröffentlichte Hayden zwei 13-teilige CD-Boxen, die sein bisheriges Oeuvre als Musiker und Komponist zusammenfassen.
Gareth Lubbe, geb. in Johannesburg, Südafrika, begann seine musikalische Ausbildung am Klavier und an der Geige im Alter von vier Jahren. Fünf Jahre später gab er in Johannesburg als Geiger sein Debut mit Orchester. Es folgten zahlreiche Preise bei regionalen und nationalen Wettbewerben. Noch während seiner Jugendzeit in Südafrika erlernte Gareth überdies das virtuose Spiel auf etlichen Instrumenten und schuf die Basis für seine unglaublichen Künste als Obertonsänger und Improvisateur. Von 1995 bis 2001 absolvierte er ein Violinstudium an der Musikhochschule Köln und Kammermusikstudien beim Alban Berg Quartett. Anschließend schloss er ein Viola-Studium bei Barbara Westphal an der Musikhochschule Lübeck an. 2006 und 2007 war Gareth Lubbe Solobratscher in der Königlich Flämischen Philharmonie in Antwerpen unter Phillippe Herreweghe, bevor er nach Leipzig ging, wo er als Solobratscher an das Gewandhaus berufen wurde. Im April 2013 wurde Gareth als Professor für Viola an die Folkwang Universität der Künste in Essen berufen. Darüber hinaus gastiert er weiterhin solistisch und tritt als Kammermusiker und gefeierter Obertonsänger weltweit auf.